Dieser Artikel ist der abschliessende dritte Teil der "Fokus"-Serie, die mit Fokus I anfängt. Vielleicht auch ein Abschluß, der auffschliesst. Wähle deine Türe...
Der erste Teil behandelte die Frage, wie unsere Lebenswirklichkeit durch die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit (Fokus) bestimmt wird. Wir haben gesehen, dass die bewusste Veränderung dieser Ausrichtung veränderte Lebensumstände und ein neues Lebensgefühl auslöst. Ich habe darauf hingewiesen, welche Rolle Konditionierung, Glaubenssätze usw. dabei haben, diesen Fokus auf unbewusste Weise zu lenken, und wie schwierig es für unseren meist ungeübten Geist ist, bewusst gegenzusteuern. Es bedarf großer Entschlusskraft und Disziplin, den Wirkungen aus dem Inneren konsequent mit dem Bewusstsein entgegen zu treten. Wäre dies leicht, würde es ja jeder machen und sich - mal so eben - das Leben erschaffen, das er sich wünscht.
Nun ist es aber eben so, dass die Kräfte in unserem Inneren (die vielzitierte Macht des Unterbewusstseins) stark sind, stärker als unser bewusster Geist, denn sie wirken permanent, ruhen nicht, und schlafen nicht. Ist der Widerstand zu groß, wird es erforderlich, diese Glaubenssätze direkt zu "behandeln", also die störenden Kräfte des Inneren von Saboteuren zu Helfern zu machen, sie mit ins Boot zu holen. Das können beeinträchtigtes Selbstbewusstsein, Ängste, die Folgen traumatischer Erfahrungen oder chronischen Stresses sein, und machmal auch Störungen des biochemischen Gleichgewichts. Dann gilt es, den Fokus aus der Dominanz der hemmenden Prägungen zu befreien.
„Mach dich von allem frei, (...). Angst, Zweifel, Misstrauen. Du musst deinen Geist befreien!"
Dadurch wird der Prozess der "Veränderung durch Achtsamkeit" (nichts anderes ist ein bewusster Fokus) erleichtert, in vielen Fällen überhaupt erst möglich.
Die Frage wie denn nun Veränderung möglich wird, macht keinen Sinn, solange nicht klar ist, was eigentlich verändert werden soll, und vor allem,warum.
"Wer kein Ziel hat, kann auch keines erreichen" ist einer meiner Lieblingssätze. Es gilt eine Lebensperspektive zu finden oder zu bestimmen (!). Diese Bestimmung gibt dir die Antwort auf die Frage "Warum" und auch die Kraft, dich auf den Weg zu machen. Diese deine persönliche neue Lebensperspektive wird sich von der anderer Menschen genauso unterscheiden, wie Menschen nun einmal verschieden sind, Das erklärt, weshalb es kein Patentrezept oder einen institutionierbaren Weg (und auch keine universelle "Heilslehre") für das "Wie" gibt. (Das hat bspw. Jiddu Krishnamurti immer wieder betont).
Im zweiten Teil habe ich unserem etablierten Welt- und Selbstbild andere Sichtweisen gegenüber gestellt: Nach dem Motto: Nichts ist so, wie es zu sein scheint. Warum dieser Angriff gegen das "bekannte" Universum bzw unser Denken darüber? Daran ist unter anderem der Mathematiker Kurt Gödel schuld. Er konnte zeigen, dass ein System aus sich heraus nicht vollständig und allgemeingültig beweisbar ist. Für unseren Kontext bedeutet das: Solange ich noch vollständig Teil meines Kontextes bin, ist es schwierig, sogar unmöglich, seine Beschänktheit und Fehlerhaftigkeit zu bemerken. "Der Teil von Etwas vermag dieses Etwas immer nur näherungsweise zu begreifen, solange bis er Teil von einem größerem Etwas geworden ist, oder das Größere selbst." Klingt nach Nietzsche, ist aber nur von mir. Du kannst dir das vielleicht so vorstellen: Wenn du zwischen den hohen Wänden eines Irrgartes unterwegs bist, kannst du nur einen sehr begrenzten Teil überschauen. Erst wenn du soweit über dich - und die dich begrenzenden Hindernisse - hinausgewachsen bist, dass du das ganze "von oben" betrachten kannst, vervollständigt sich das Bild.
(Literaturtip zur Veranschaulichung: "Die Wunderwelt der Vierten Dimension" von Rudy Rucker)
Daraus resultiert meine Vorgehensweise: Ich möchte mir und jedem der sich dafür öffnen will, zu einem größeren Kontext verhelfen, Darum weise ich immer wieder auf die Grenzen unseres so etablierten, statisch-mechanisch-geistlosen Weltbildes hin. Es gibt Türen, die aus diesem beschränkenden Irrgarten hinausführen, und die möchte ich sichtbar machen.
„Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren, und lebst in einem Gefängnis, das du weder anfassen noch riechen kannst. Ein Gefängnis für deinen Verstand."
Es sind Türen zu höheren Freiheitsgraden, weniger beschränkenden Vorstellungen und der Auflösung von Angst, zu einer weit größeren, erfüllenderen und im besten Sinne wunder-vollen Welt.
Durch einige dieser Türen bin ich selber gegangen, an manchen bin ich bislang noch leise vorbeigeschlichen. Welche Türe du als nächstes wählst, ist immer deine Entscheidung. Auch durch keine Türe zu gehen und genau da zu bleiben wo du jetzt bist. Ich hoffe aber, dass du dann nicht ziellos auf dem leeren Flur oder gar auf dem Schlauch stehst...
Paradoxien sichd gleichermassen erheiternd wie erhellend. Sie machen deutlich, dass es logische und erkenntnistheoretische Fallgruben in unsrer Wirklichkeit gibt, so wie Löcher im Käse. Ein Paradoxon ist daher ein hervorragendes Schärfungsinstrument für unseren Geist. Eine erste Spielwiese findest du hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Paradoxa
Nirgendwo wird das Paradox so sehr als Lernherausforderung für den Schüler eingesetzt wie im Zen (Google Stichwort "Koan" oder https://de.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Dan)
"Beschreibe das Geräusch einer einzelnen klatschenden Hand"
Was das soll? Es bringt den Verstand aus dem Gleichgewicht und gleichzeitig auf Trap. Unser Problemwerkzeug wird auf Touren gebracht um eine Lösung zu finden. Dabei ist er, der Verstand, gleichzeitig kreativ, aber auch gut beschäftigt und damit abgelenkt, was es ermöglicht, dass Dinge in unseren Geist eintreten, die ansonsten dem Filter zum Opfer fallen würden. Aber der ist gerade ausgelastet und "Gödelt" verzweifelt an seinen eigenen Grenzen.
Mein Kontextparadoxon besteht darin, in deiner Vorstellungswelt neben deine altbekannte Welt, eine andere, auf den ersten Blick geradezu entgegengesetzte Welt zu errichten und für eine gewisse Zeit nebeneinander bestehen zu lassen. Dein Geist wird versuchen, das Unvereinbar scheinende zu vereinbaren, oder seine Filter zu modifizieren und zu erweitern, in jedem Fall ist er erst mal gut beschäftigt und wir können ungestörter an unserer Perspektive arbeiten. Psychologen warnen natürlich vor solchen Zuständen: Sie seien labil, gefährlich, gar eine Spaltung des Geistes, machten Handlungsunfähig, wären Zeichen von Schizophrenie (oder deren Auslöser).
Da ich diese Abhandlung schreiben kann, behaupte ich, mir hat es zumindest nicht geschadet. Aber es stimmt: Wenn man sich auf diese Phase so intensiv einlässt wie auch ich, kann es durchaus zu einem vorüber gehenden verstörten Zustand kommen, den die Mystiker die "Dunkle Nacht der Seele nennen". Ein Übergang, eine Geburt. Ich beschreibe es hier also bewuust paradox: Klarheit durch vorübergehende Geistes"krankheit".
Wenn das Räderwerk unserer Innenwelt zum Stillstand gebracht oder erheblich verlangsamt wird, seine "Corioliskraft " und "Massenträgheit" zur Ruhe kommen, ist eine Kursveränderung leichter zu bewerkstelligen. Denn unser Geist ist wie ein Kreisel, der sich immer wieder selbst antreibt und um sich selbst dreht (s. Konstruktivismus). Er muss also z.B. vom Paradoxon gestört werden, in der Meditation zur Ruhe kommen und sich im Feuer des neuen Fokus als Phönix erheben.
Ein akutes Thema (Ich mag die Bezeichnung "Problem" nicht so gerne), macht zu viel Stress, um überhaupt auf die Suche nach einem besseren Leben gu gehen. Z.B. eine Krankheit, Depression, untragbare äussere Lebensumstände. Die sollten dann zunächst geklärt oder beseitigt werden, um nicht den Blick auf ein mögliches Ziel zu verstellen. Ein Blick auf die Erfüllungsgrade der eigenen Bedürfnishierarchie (nach Maslow) kann hier als Leitfaden dienen.
Es gibt aber auch andere Voraussetzungen, zum Beispiel Ressourcen. In der Regel stellen diese sich wie von selbst ein, wenn man in die richtige Richtung geht, trotzdem wäre es naiv, sie gerade zu Begin ausser Acht zu lassen: Zeit, und - ganz banal - auch Geld. Für Hilfe, für eine Auszeit, Reisen, Literatur, ja nachdem wie dein Weg sich darstellt.
Du musst die Veränderung wollen, je grösser dein Wunsch nach der neuen Lebenswirklichkeit ist, desto besser stehen die Chancen. Immerhin einigen wenigen gelingt es sogar, sich und ihr Leben locker leicht mal so eben im Vorbeigehen komplett umzukrempeln.
Eine Entscheidung ist eine Entscheidung, kein Versuch, kein Experiment. Wenn sie nicht ernsthaft ist, betrügst du dich nur selbst.
"Nein, nicht versuchen. Tu es, oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen."
Von diesem Schritt hängt alles Weitere ab, er ist der wichtigste und manchmal auch der schwierigste. Es geht dabei um als das Selbstbild, um nicht weniger als die Frage nach Sinn und Bestimmung. Es führt über den Frieden mit der eigenen Biographie, die Erkenntnis der eigenen Grenzen und Möglichkeiten und sogar darüber hinaus.
Dieser Wegabschnitt sollte mit größter Sorgfalt beschritten werden, und das Ergebnis in dem Bewusstsein erfolgen, dass es ggf. nur eine Momentaufnahme ist, und dass eine hier getroffene Entscheidung neu getroffen werden kann. Dein gewähltes Ziel ist der Maßstab für deinen Fokus: Dieser soll sich ausschliesslich auf Dinge richten, die Teil des Ziels sind, und niemals auf das was ihm entgegenstrebt (solange es sich nicht von selbst in Form einer Teilaufgabe in deinen Weg stellt).
Hier geht es um Kompetenz. darum, zu lernen und anzuwenden, was du für deinen Weg brauchst, aber auch um alles zu überwinden, das dich (noch) hemmt. Wissen, Techniken, Hilfe, bewusste Veränderung deiner Umgebungsparameter, all das gehört hierher.
Empfehlung: Aufräumen mit der Yager-Technik, Raum schaffen durch Meditation
Hokus, Pokus, Fokus! Dein Zauberstab ist deine Achtsamkeit, oder wie es Eckhart Tolle nennt, deine Gegenwärtigkeit. Pflege und hege diese durch Beobachtung deiner selbst so gut es geht. Der Zauber geschieht nur in einem Moment: In deiner Gegenwärtigkeit im Jetzt. Ist dein Geist woanders, verpasst du das Wunder.
Beobachtung des Verstandes öffnet die Dimension der Zeitlosigkeit. Die Energie, die vom Verstand abgezogen wird, verwandelt sich in Gegenwärtigkeit.
Du hast eine wunderbare Leistung vollbracht, jetzt hol dir auch deinen Pokal ab. Lass es krachen, mach die Party deines Lebens, feiere dich und lass dich feiern. Geniesse dein neues Leben in vollen Zügen, schäme dich niemals für deinen Erfolg, lass ihn dir von niemandem madig machen, niemals!
Und dann werde dir bewusst, dass jedes erreichte Ziel nichts weiter ist, als der erste Schritt hin zu einem höheren Ziel, zu einer erweiterten Perspektive, einem neuen Kontext, einer noch grösseren Version deiner Selbst.