Die häufigsten Gründe fürs Scheitern? Zu früh aufgeben und zu lange stur weitermachen. Die Kunst ist, den Mittelweg zu finden und sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren.
Viele Menschen wünschen sich ein anderes Leben. Aber nur wenige sind bereit, für die Verwirklichung ihres Lebenstraumes alles zu geben, für die eine Sache auf alles andere zu verzichten. Wenn es dann gelingt, entstehen die manchmal unglaublichen Erfolgsstorys, die wir alle kennen, und die auch den Stoff für eigene Träume liefern. Wer gern Biographien liest, kennt das. Beharrlichkeit und Überzeugung, schier unglaubliche Zufälle und dann, nach viel Verzicht und harter Arbeit: Zack, und da ist er dann der Durchbruch, der Erfolg, der Lohn.
Von den vielen Geschichten des Scheiterns lesen wir in der Regel nicht: Geplatzte Lebensträume schaffen es nicht in den Dax, nicht auf die Bestsellerlisten. Erst wenn eine mediengeeignete Tragik hinzu kommt, reicht es vielleicht für eine traurige Schlagzeile.
Ich rate immer dazu, dem eigenen Herzen zu folgen, Mut zu haben, für sich selbst einzutreten und einen Lebenstraum nicht zu schnell aufzugeben, nichts ist unmöglich... Ja, es ist für unser Leben wichtig, Ziele zu haben, und auch Träume. Sie bringen uns voran, motivieren uns, auch wenn es schwierig wird, einen Schritt hinter den anderen zu setzen.
Was aber, wenn der Traum zum eigentlichen Leben wird? Wenn nur noch der Traum zählt?
Was tun, wenn der Traum zum einzigen Bezugspunkt im Leben geworden ist? Wenn durch die Brille des (noch nicht erreichten) Traums alles zum Schmerz, zu Staub und Tod wird? Wenn dann mit dem drohenden oder eintretenden Scheitern der Verlust des Lebenssinnes, dieser falschen Identität und damit des Lebenswillens einher geht?
Wenn du dein ganzes Leben von deinem Traum abhängig machst, geschieht etwas paradoxes: Du verringerst massiv die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Traum Wirklichkeit wird. Warum? Weil Du die Leichtigkeit und Freude, die Offenheit und den Humor verlierst. Weil du dich verkrampfst. Weil du deinen Geist, wie auch deinen Körper unter Stress setzt. Weil du dem Leben gar keine Chance lässt, in Zusammenarbeit mit Kollege Zufall das für dein Leben zu bewirken, was (auch) richtig und wichtig ist. Weil du den Blick auf deine Möglichkeiten, Alternativen, auf die Schönheit des Lebens und zunehmend auch noch die Menschen um dich herum verlierst. Wenn Du ohne deinen Traum nichts bist, dann drohst du verloren zu gehen, nicht wirklich zu leben, dann begehst du von vorneherein einen Akt der Selbstverletzung, und wenn das Scheitern offensichtlich wird, kommen noch Selbsthass und Selbstbestrafung hinzu.
Das Leben ist vielleicht nicht fair, nicht jeder Junge wird zum Weltfussballer, nicht jedes Mädchen ist Cinderella. Und doch gibt es ein Leben ausserhalb von Ruhm und Reichtum, man kann auch ohne Goldmedaille ein tolles Leben haben. Nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung, nicht jedes Talent, sei es auch noch so groß, kann zur Blüte gebracht werden, nicht jede Idee (und sei es eine wirklich geniale) wird zu Cashcow. Und zwar umso weniger, je verzweifelter wir uns daran klammern. Jede Art der Fixierung macht dich auch unbeweglich, blind für die wundersamen Zufälle, für die letztlich entscheidenden Begegnungen im Leben, für das, was zählt - auch für deinen Traum. Wenn du dich mit den Um-Zu-Ketten beschäftigt hast [LINK], weisst du, dass ein Traum, der zur fixen Idee gemacht wurde, zum überdimensionalen Kettenglied wird, zum Versprechen auf das was du doch eigentlich willst: Dieses tiefe Gefühl im Inneren, von Einheit, Frieden, Balance, von Selbstwert Freude und Liebe. (Zuhause, Sinn, Erfüllung...)
Erst wenn die Goldmedaille da ist, die Millionen Euro, der Plattenvertrag, die Medienpräsenz, der Ruhm usw. dann, genau dann wird es da sein, das Glück? Tatsächlich? Wenn du davon träumst, bist du sehr fest an die Um-Zu-Kette gebunden, Gefangener im eigenen Gefängnis.
Der Traum kann dir nicht sagen wer du bist. Er kann dir deinen Selbstwert, deine Freude, deinen Sinn nicht dauerhaft geben. Aber er kann dich davon abhalten, wirkich zu leben, zu dir zu finden, zu lieben und jeden Tag als das große Geschenk zu erkennen und anzunehmen, das er ist.
Tritt heraus aus dem Traumschatten. Öffne dich auch für andere Ziele, andere Visionen. Befreie dich aus der Schmerzklammer der Fixierung, lass dich und den Traum frei, hol dir die Macht über dein Leben, die du so sehr auf den Traum geworfen hast, wieder zurück, du wirst sie brauchen.
Einen Traum zu begraben kann genauso schmerzhaft sein, wie einen geliebten Mensch zu verlieren. Dabei ist es sogar noch einfacher, die unabdingbarkeit des Todes zu Akzeptieren, als sich mit geplatzten (Lebens-)Träumen abzufinden. Träume können zu wahren Zombies werden, selbst nach dem Scheitern geistern sie weiter als untote Störer im Leben herum, als Schmerz, als nicht eingestandene Resthoffnung... Trauern ist hier völlig OK. Das Umfeld muss das nicht verstehen (und tut es meist auch nicht) Wieder zurück in ein neues Leben zu finden ist schwer, machmal so schwer, dass es unmöglich erscheint. Und mancher war eher bereit für seinen geplatzten Traum zu sterben, als anders wieder neu zu leben. Andere haben trotz - oder gerade wegen des Scheiterns, die Kraft, die Vision, den Antrieb für etwas Neues oder eine neue Perspektive gefunden. Ich bin einer davon.
Frag mal Google oder Youtube nach Nick Vujicic