Nicht jedes Problem braucht eine Lösung

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Nicht jedes Problem kann gelöst werden. Vielleicht weil es dafür zu spät ist, oder weil die Konsequenzen einen längst eingeholt haben, oder weil es auf den ersten und auch zweiten Blick einfach keine Perspektive zu geben scheint. Natürlich kann man versuchen, die Perspektive zu verändern um mit Hilfe und ggf. auf Umwegen doch noch eine tatsächliche Lösung zu erreichen, oft schliesst man mit sich, dem anderen, dem Leben Kompromisse, nicht selten faule, die dann zu neuen Problemen führen...

Was also tun, wenn die Lösung so gar nicht absehbar ist?

Zunächst einmal kannst du das "Problem" genauer anschauen und herausarbeiten, was es wirklich mit dir zu tun hat, welche Bedeutung und Belastung es für dein Leben darstellt, dann aber auch, wie dein Leben wäre, wenn du dieses Problem überwunden hättest. Frage dich: "Wer wäre ich ohne mein Problem?" Und dann überlege: "Wie sieht mein Leben aus, wenn ich das Problem überwunden hätte (habe)?" Oftmals hilt schon diese beobachtende Betrachtung. Und wenn nicht? Hier kommt die Geheimwaffe: Löse dich von zwei Dingen, einmal der persönlichen Bewertung "Das ist (m)ein Problem!", und dann der fast schon zwanghaften Vorstellung dass du es lösen musst.

In meiner Arbeit mit meinen Klienten geht es zu Begin eigentlich immer um Probleme, Gesundheit, Job, Beziehung, Depression usw. und meist kommen gleich mehrere Problemfelder gleichzeitig zum tragen. Anstatt aber nun sofort auf die Suche nach Lösungen zu gehen, erarbeite ich mit meinem Klienten, wie es möglich ist, das "Problem" managen zu lernen. Also nicht "löse das Problem", sondern, "lerne erst einmal damit umzugehen". Dazu gehört in erster Linie, den Widerstand aufzugeben, es bringt nichts, zu dem Problem und den damit einhergehenden Gefühlen usw. "nein!, will ich nicht!, weg damit!" zu sagen. Das kann zu nichts führen, weil es doch da ist. Kleine Kinder halten sich manchmal die Augen zu, weil sie glauben, dann nicht mehr gesehen zu werden, und so ähnlich machen wir es mit den unangenehmen Gefühlen und Gedanken, die das "Problem" mit sich bringt.

"Lerne, es zu handeln"

Wenn es regnet, hilft es ja auch nicht in den Widerstand zu gehen und sich emotional in ein "nein, ich will den Regen nicht!" hinein zu steigern: Der Regen ist da, es ist, wie es ist und gegebenenfalls wirst du naß... Ändern kannst du nur deine Gedanken und somit Gefühle darüber. Das bedeutet, beobachtend anzunehmen, welche inneren Zustände und-oder äusseren Unstände das Problem ausmachen. Aus dieser neuen Betrachtung heraus, wird es erst möglich, den Umgang mit dem Problem zu verändern, zu lernen es zu managen. Das Erstaunliche dabei ist: In überraschend vielen Fällen braucht es dann gar keine "Lösung" mehr, das Problem hat sich "von ganz alleine" in Luft aufgelöst. Und wenn nicht, findest du jetzt einen Weg, das Problem zu lösen; oder dich selbst...

"Erst wenn du gelernt hast, damit zu leben, bist du bereit, davon befreit zu sein"


Aus der Praxis: Ein Klient (m, 44J), leidet jahrelang unter den Folgen der geringen Wertschätzung und oftmals (emotional) gewalttätigen Art seines Vaters, diese stellen sich in Form eines fragilen Selbstwertgefühls, Konfliktschwäche, Bluthochdruck und weiteren Erschwernissen dar. Immerhin hat er vor einiger Zeit mithilfe eines Psychologen die Ursache herausgefunden. Aber auch nach mehreren Jahren Psychotherapie, Auseinandersetzung mit innerem Kind und Familienaufstellung sind die Fortschritte gering, und über eine Klärung mit dem Vater zu einer Lösung zu gelangen ist ausgeschlossen, da dieser seit 9 Jahren tot ist. Ich habe in dem ersten Gespräch eine hohe Motivation, aber auch auch extreme, fast verzweifelte Fixierung auf die Suche nach "der Lösung" festgestellt. Über den Umweg, die mit dem "Problem" verbundenen Gefühle anzunehmen, Strategien zu entwickeln, mit den Beeinträchtigungen im täglichen Leben umgehen zu lernen, also sich dem Problem zu-, und von der zwanghaften Lösungssuche abzuwenden, entstand der Raum für eine erhöhte Belastbarkeit, mehr Kraft für den Alltag, zunehmende Gelassenheit (sinkender Blutdruck...). Er hat gelernt, mit seinem Problem zu leben, und stellte dann fest, dass dessen nachteilige Wirkung auf sein Leben immer weiter abnahm. Mit der gewonnenen Kraft und Freiheit wurde es dann erst möglich, das Problem mit seinem Vater in die Liebe zu bringen, und innere Heilung durch verstehen und vergeben zu finden.

"Wenn du aufhörst, nach der Lösung zu suchen, findet sie dich"

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