Emotion ganz unromantisch

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Ein Plädoyer für die innere Freiheit

Emotionen sind die chemische Folge vergangener Ereignisse - Joe Dispenza

Dieses Zitat, wie klingt es in deinen Ohren? Wissenschaftlich-technisch, herabwürdigend? Oder Beruhigend und inspirierend? Vielleicht hast du schon einmal gehört "vertrau auf dein Gefühl", vom Bauchgefühl, der Intuition usw. Und plädiere ich nicht in meiner Arbeit und meinem Schrifttum immer wieder für die Würdigung unserer Gefühle und dafür, wie wichtig sie für unser Selbst(wert)gefühl und unsere Lebens- und Beziehungsqualität sind. Ein Widerspruch?

Natürlich nicht. Nehmen wir noch einmal Joe´s Zitat. Und bedenken wir dabei auch, dass unsere Gefühle das Resultat dessen sind, wie wir in einer Situation diese durch die Art unserer Gedanken bewerten. Heisst: Unsere Gedanken erzeugen die Bewertung bzw. Bedeutung einer Erfahrung (nicht die Erfahrung als solche), die dann als emotionale Erinnerung archiviert wird. Ein wichtiger Vorgang, der umso machtvoller wird, je intensiver das Erlebnis war. Wichtig vor allem, weil und dieser Mechanismus davor schützen soll, unangenehme oder gar gefährliche Situationen in Zukunft zu wiederholen. Wir lernen am stärksten (nachhaltigsten) in der Emotion, und in der Summe unserer emotionalen Erfahrungen prägt sich sehr stark unser Umgang mit uns selbst, anderen Menschen und dem Leben. Dieser Vorgang ist uns zumeist genauso wenig bewusst, wie die Ursache und Qualität derjenigen Gedanken, die unsere Bewertung und damit die Emotion auslösen. Vereinfacht: Negative Gedanken führen zu angstvollen und ablehnenden Bewertungen und damit zu starken (und wiederum unbewussten) "Vermeide das!"-Reaktionen. Im Extremfall bestimmen die Emotions-Werte unser Verhalten so sehr, dass sie uns geradezu entmachten und uns die Möglichkeit auf eine adäquate, also angemessene, bewusste, selbstbestimmte Reaktion auf die jeweilige Situation nehmen. Das ist dann nicht viel anders als das Reiz-Reaktions-Schema einfacherer Lebensformen. Wenn eine solche Fehlprogrammierung erst einmal etabliert ist, sucht sie sich ständig - z.B. durch Manipulation unserer "Wahr"nehmung -  selbst zu bestätigen und zu verstärken. Wer als kleines Kind vom Hund gebissen wurde hat oft ein Leben lang ein Hundethema und "sieht" dann überall gefährliche Hunde. Bei einem Klienten ging dies so weit, dass er u.a. seinen Beruf aufgeben musste, da er sich nicht mehr aus dem Haus traute (weil da draussen überall bissige Köter nur auf ihn warten). Ein geradezu klassisches Opfer fehlgelaufener Konditionierung bzw. emotionaler Prägung. Zum Glück lösbar.

Schon sehe ich die Kettenreaktion. Die chemischen Vorboten, die das Einsetzen einer Emotion signalisieren, die speziell dazu geschaffen wurde, Logik und Vernunft zu besiegen. - The Matrix

Kennst das, Situationen die dich so gepackt haben, "da konnte ich gar nicht anders (reagieren)"? Bist du in deinen Reaktionen auf Geschehnisse im Aussen sehr konstant, vielleicht sogar vorhersehbar? Dann ist es vielleicht sinnvoll, deine Glaubenssätze einer kritischen Neubewertung zu unterziehen und vielleicht ein paar "Updates" zu machen. So wie der heute 38-Jährige mit dem Hudethema eben kein wehrloser Dreijähriger mehr ist, so kannst du schauen, ob die Emotionen, die dein Verhalten bestimmen, dominant, automatisch, unkontrolliert und mächtig sind, oder ob du sie als eine mögliche Betrachtungsweise unter mehreren wahrnimmst. Das Ergebnis entscheidet dann darüber, ob du in der Lage bist, adäquat, bewusst und selbstbestimmt zu entscheiden, oder ob du eher ein (unbewusster, willenloser) Spielball deiner eigenen Emotionen, oder frei und ganz du selbst sein willst...

Wenn du ganz im jetzt und hier bist, kannst du deine Gefühle bezüglich dessen, was ist, sehr genau wahrnehmen. Du kannst sehen, welche Erfahrungen du mit ähnlichen Gegebenheiten in der Vergangenheit gemacht hast, und dann entscheiden, ob du daraus einen Einfluss auf die Gegenwart zulassen willst. Bedenke: Was ist, ist immer nur genau das, was es ist, nicht mehr. Die Bedeutung bekommt es allein von dir. Dein Widerstand, dein Schmerz, deine Angst, Schuld Scham und manches mehr, sind also Folgen deines vielleicht etwas zu laschen Umgangs mit deinen eigenen Gedanken und einem Mangel an Achtsamkeit für den Moment. Anders ausgedrückt: Die Emotion ist der Blick in und aus der Vergangenheit, aus der Perspektive eines Ichs, das du vielleicht schon gar nicht mehr bist, oder das dir im Heute wenig förderlich ist. Deine Achtsamkeit ist der Blick aus der Gegenwart auf die Gegenwart und damit deine Entscheidung, welche Zukunft für dich bereitet wird.

Du kannst es dir vielleicht so vorstellen: Du stehst vor einer wichtigen Entscheidung. Würdest du ohne Bedenken der am lautesten vorgebrachten "Empfehlung" folgen, oder würdest du eher verschiedene Meinungen hören und abwägen wollen? Willst du frei sein, oder Opfer anderer Interessen (z.B. veralteter Prägungen): Wie immer liegt die Entscheidung bei dir. Vielleicht schaffst du es ja, beim nächsten Anlass ein wenig Distanz zur Emotion zu halten und bewusst zu entscheiden, ob der Weg, auf den sie dich führen möchte, der richtige für dich ist. Ein Beispiel: Dein Auto streikt auf der Autobahn, oder jemand fährt dir vor dem Supermarkt eine Beule hinein und verschwindet. Wie reagierst du? Du könntest ausrasten, schreien, vor Wut die Beule noch tiefer hineintreten, du könntest jammern und dich über die böse Welt, die Technik, die Unmoral der Menschen, den Autohersteller, auch über deine eigene Dummheit (was muss ich Depp auch da langfahren oder parken), und was auch immer du willst, beklagen. Macht das den Motor wieder heil oder den Kotflügel glatt? Eines ist gewiss, dann hast du zum Schaden am Auto auch noch das: Einen Haufen unangenehme Gefühle, die dir den Tag, die Woche usw. verderben. Zum Schaden auch noch den seelischen Schmerz. Eine hohe Belastung für deinen Körper bis hin zum Kreislaufversagen durch den selbstgemachten Stress. Dann hast du zum Schaden auch noch das Leiden, ohne dass du von dieser selbstverursachte Bestrafung irgendeinen Nutzen hättest. Oder glaubst du, den Stress bringt das Geschehene in dich hinein? Ich bin sicher, deinem Auto ist das völlig egal. Wie wäre es damit: Wohlwissend, dass es ärgerlich ist und dich vielleicht eine Menge kostet, es einfach als geschehen, als Fakt zu akzeptieren, dann aber dein Lebensgefühl nicht darüber hinaus beschädigen zu lassen. Wenn du Wut und Ärger spürst, dann nimm diese wahr, schau dir an, aus welcher alten Erfahrung sie ihre Energie beziehen und frage dich dann, was jetzt und hier die sinnvollste Handlung ist. Wenn etwas ganz dumm läuft, kann man schon mal die Wut haben. Aber hast du dann Wut oder hat sie dich? Hast du Angst oder hat sie dich?

Ähnliche Beispiele kannst du an vielen Stellen in deinem Leben finden. (Du kannst viele alte Kleider aus der emotionalen Rumpelkammer deiner Biographie loswerden und Freiheit schaffen, einfach weil sie nicht mehr passen.) Wenn du es schaffst, den Situationen mit wacher Selbstbewusstheit zu begegnen, dann bergen gerade diese "unangenehmen" Situationen eine hervorragende Chance, dein Leben massiv zu verbessern. Vielleicht kannst Du dir nicht vorstellen, dass das geht, vieleicht braucht es auch ein wenig Unterstützung von aussen. Aber es ist dein Leben. Du entscheidest, wie es sich anfühlen wird... 

Emotionen sind die chemische Folge vergangener Ereignisse - Joe Dispenza

Situationen sind nur das, was gerade geschieht. Deine Reaktion auf heutige Ereignisse ist das Drehbuch für dein Lebensgfühl in der Zukunft. -  Achim Schwenkel


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